Wenn Gärtner in GEDANKEN reisen …. XXIV – KENT

Liebe Gartenfreunde,

kommenden Sonntag hätte meine Literarische Gartenreise nach Kent starten sollen. Die 3., aber nicht letzte Tour, die dieses Jahr leider nicht stattfinden kann. Ende März war für mich die Lage nicht in vollem Ausmaß begreiflich, jetzt Ende Mai ist es noch nicht viel besser. Ausgebuchte Reisen, Vorfreude … & dann Vollbremsung. Der internationale Gruppentourismus – ob klein oder groß – ist wohl am längsten von den vielen Fragezeichen und Einschränkungen betroffen. Wenn die Airlines wieder aktiv werden, wird es für uns noch schwieriger. Denn Reisen wie wir sie geplant haben werden trotzdem nicht gleich möglich sein. Und ein reduziertes Ersatzprogramm möchte ich nicht anbieten. Dann lieber nächstes Jahr mit all unserer Energie & Freude. Wie lange die für Einreisende ins Vereinte Königreich angedachte 14tägige Quarantäne  ab 8. Juni aufrecht bleibt weiß wohl nicht mal Boris.

Hier nun also unsere 3. Reise in Gedanken. Diesmal auf literarischen Spuren durch Kent und Sussex. Die Reise haben wir auf 31.5.-5.6.2021 verschoben. 4 Teilnehmer/innen (3 Zimmer) haben nicht umgebucht. Wer also Interesse hat und mitkommen möchte – kurzes Email genügt!

Der Südosten Englands gilt ja als der Garten Englands. Vielleicht weil es dort viele der auch bei uns bekannten Gartenanlagen gibt, vielleicht auch, weil sich viele besondere Gartenliebhaber dort niedergelassen haben. Warum auch immer, in Kent und East Sussex läßt sich die Gartenliebe zahlreicher Schriftsteller auf´s Beste betrachten. Voran natürlich Sissinghurst, das Heim von Vita Sackville-West und Clive Nicholson. Aber ebenso Charleston, das Zuhause von Vanessa Bell oder das ihrer Schwester Virginia Woolf – Monks House. Nobelpreisträger Winston Churchill hat in Chartwell geschrieben, Rosen gezüchtet und gemalt, Batemans hat Rudyard Kipling zu seiner berühmte Ode an englische Gärten inspiriert. Henry James hat in seinem kleinen Garten in Rye Ideen sprießen lassen.

Ich vermisse es sehr, die Atmosphäre dieser besonderen Gärten nicht zu spüren, die liebgewonnen Besitzer unserer Privatgärten nicht wiederzusehen. Aber so ist es, freuen wir uns auf unsere Erkundigungen im nächsten Jahr.

Hier nun einige Eindrücke zu den beiden Grafschaften & diesen besonderen Gärten. Typisch für die Häuser der Gegend sind weiß gestrichene Holzverschalungen und Fachwerk. Ob die weißen Klippen von Dover, die Kiesstrände bei Hastings oder die beeindruckende Küste westlich von Eastbourne, diese Bilder haben viele im Kopf, wenn sie an England denken. Wie immer, 1. Bild an-, dann durchklicken.

Berühmte Gärten sind hier viele zu finden, es fällt mir oft wirklich schwer, unsere Gärten auszuwählen. Diesmal geht es mir um die interessanten Persönlichkeiten hinter einigen dieser Gartenwerke, ihre Geschichte, ihre Visionen.

Während ich diesen Text schreibe sitze ich auf meiner Terrasse und schaue immer wieder hoch. Die Düfte sind einfach wunderbar und wecken Erinnerungen. Im Topf blüht der nach Walderdbeeren duftende Jasmin Belle Etoile, ein Geschenk von Josef Kandelhofer. Jedes Jahr wieder bedanke ich mich um diese Zeit in Gedanken bei Sepp, für den kleinen Ableger, den er mir nach einer gemeinsamen Reise mit der Post geschickt hat. Vermisse wehmütig meine beiden englischen Aspera villosa Hortensien, die ich scheint´s über den Winter vertrocknen ließ und ein Geschenk von Nick waren. Vor allem aber denke ich an Birgit Deutsch, die ich 2007 als Teilnehmerin der Cornwallreise kennengelernt habe. Und die eine meiner engsten Freundinnen wurde. Wir haben viel geteilt, uns ausgetauscht und gegenseitig unterstützt und angefeuert. Birgit fehlt mir sehr, aber wenn ich im Garten auf ihre nun üppig blühenden Rosenableger schaue oder auf das alte Eisengitter, das wir gemeinsam zum Auto geschleppt haben. All diese Erinnerungen an einen lieben Bekannten, eine vergangene Liebe und eine beste Freundin sind tief verwurzelt hier im Garten. Und das ist doch ein schöner Gedanke!

Und wer in oder um Wien wohnt, dem lege ich einen baldigen Besuch im Kurpark Oberlaa ans Herz. Der jetzt voll erblühte Alliumhügel lässt mein Gärtnerherz schneller schlagen.

Statt einem Rezept gibt es diesmal entsprechend unserer Reise persönliche Büchertipps, für einige vielleicht um die Vorfreude zu intensivieren, für andere vielleicht um in eine neue, bisher fremde Welt einzutauchen.

Virginia Woolf – „Der Garten der Virginia Woolf“, von Caroline Zoob. Caroline hat einige Jahre in Monks House gewohnt und den Garten betreut, sie weiß also genau, wovon sie sehr liebevoll schreibt. „Virginia Woolf and her world“ von John Lehmann. Dieses Buch habe ich wie so vieles zufällig in einem englischen Laden entdeckt, vielleicht ist es online verfügbar. Es bietet einen interessanten Blick auf diese vielschichtige Frau. Virginias Romane u Biographien erwähne ich hier gar nicht.

Vanessa Bell & Bloomsbury –   Auch über dieses Thema gibt es massenhaft Literatur. Für einen allgemeinen Überblick: “Charleston” von Quentin Bell. Ein schöner Bildband mit fundiertem Hintergrundthemen. „Erinnerungen an Charleston“ von Quentin Bell. In diesem Buch beschreibt er amüsant die Persönlichkeiten, die in seinem Elternhaus ein- und ausgingen.

Vita Sackville West   – auch hier: ihre Gartenbücher, Romane u Biographien erwähne ich hier gar nicht. Das kleine Büchlein „Sissinghurst – Portrait eines Gartens“ empfehle ich jedem, der diesen Garten besucht. Der Briefverkehr des Ehepaares während der Instandsetzung Sissinghursts zeigt deren großen Sinn für Humor, ihre Liebe zum Garten und auch zu einander. „Vitas Other World“ von Jane Brown bietet tiefere Einblicke in ihre Lebens- und Gartenwelt.

Christopher Lloyd – „Dear Friend & Gardener” , der rege Briefverkehr zwischen Christoper und Beth Chatto lassen beide wieder lebendig werden.

Zuletzt noch ein großes Danke für eure positiven u liebevollen Rückmeldungen und Empfindungen zur „Dorsetreise“. Diesmal kamen interessanterweise alle Texte per email, kann sie also nicht teilen 😉

Bleibt gesund … und genießt entspannte frühsommerliche Lesestunden im Schatten,

ganz liebe Grüße, Petra