Wenn Gärtner reisen …. VIII
Liebe Gartenfreunde,
während ich dies schreibe sitze ich auf einer Alm in Kärnten, umgeben von den herrlichsten Blumenwiesen. Hier hat die Blütensaison ihren Höhepunkt erreicht. In unseren eigenen Gärten haben wir ja viel mehr Möglichkeiten. Christopher Lloyd sagte einmal: „Im Juni sieht jeder Garten schön aus, egal welche Sünden man bei seiner Planung und Pflege begangen hat. Erst im Juli sieht man den Könner.“
Deshalb schlage ich vor, genießen wir jetzt erst einmal die herrliche Üppigkeit, im Juli können wir immer noch über diverse Ergänzungen oder Änderungen nachdenken. Aber es stimmt schon, sehr viele Gärten fallen nach der Junipracht in eine Art Erholungsschlaf bevor sie dann (hoffentlich) im August wieder durchstarten.
Oft werde ich auch zu meinen Gartenreisen im Hoch- und Spätsommer gefragt: „… ja blüht denn dann noch was?“. Da kann ich nur antworten: „In England auf jeden Fall und in Ihrem Garten hoffentlich auch. Wenn nicht, sollten Sie unbedingt zu dieser Zeit mitfahren und sich Anregungen holen ;-)“. Natürlich liebe ich den Juni mit all seiner Rosenpracht und Farbgewalt, den langen hellen Abenden und dem Wissen, endlich ist der Sommer da … und bleibt noch einige Zeit. Ganz ehrlich gesagt, ist er mir aber meist eine Spur zu viel von allem.
Meine schönsten Gartenmomente habe ich persönlich im Spätsommer, wenn die Farben der Hortensien sich in allen Grün- und Mauvetönen ergänzen, die kleinen Köpfe der Sanguisorbien über den anderen Stauden tanzen und das nun wieder warme Licht den Garten abends in eine entrückte, ganz sanfte Stimmung versetzt. Und vor allem kann ich dann den Garten schon zum – oder zumindest aber nach – dem Abendessen in ein Kerzenmeer verwandeln, nicht erst ab 22 Uhr!
Ein weiterer Aspekt über den Einsatz von spätblühenden Stauden ist die Tatsache, dass deren Laub die ganze Saison über schön anzusehen ist, auch dann noch zur Blüte im August, September oder gar Oktober, zB Anemonen oder Silberkerzen. Dies nur einmal als kleiner Denkanstoß, mehr darüber im nächsten Newsletter!
Wer demnächst in England unterwegs ist, möchte vielleicht meine beiden kulinarischen Neuentdeckungen ausprobieren: zum einen das Pub „The Ferryboat Inn“ in Helford Passage, Cornwall. Ein sehr gemütliches Pub direkt am Fluss Helford mit offenem Kamin und Wildblumensträußen auf den alten Holztischen. Die Speisen sind einfach & köstlich, die Kalorien kann man bei einem Spaziergang entlang der Küste anschließend gleich wieder abbauen. Und für Gartenenthusiasten gibt es gleich zwei sehenswerte Anlagen quasi um die Ecke und leicht zu Fuß erreichbar: Trebah & Glendurgan. Das andere Lokal ist Pyt House Kitchen Garden in der Nähe von Salisbury, Wiltshire. Hier wurde ein alter Küchengarten von einem Vater-Sohn-Gespann revitalisiert und zusätzlich ein entzückendes Café in dessen Glashaus eingerichtet. Wer orientalisch inspirierte Küche und den Shabby Chic Stil mag, wird sich hier wie im 7. (Garten)Himmel fühlen.
Urlaubszeit ist Lesezeit. Ich bin sicher nicht die einzige, die im Urlaub gerne Romane oder Reiseerzählungen liest, die in der jeweiligen Gegend spielen. Für (meine) Englandreisen empfehle ich daher folgende Werke:
Kent & Sussex
Vita Sackville-West & Harold Nicolson – Sissinghurst , Portrait eines Gartens: der herrlich witzige Briefwechsel dieser beiden während des Entstehens dieses Gartenwerks
E.F.Benson – Mapp & Lucia, eine Romanserie aus den 1930er Jahren, die das Leben & ihre Bewohner im Städtchen Rye auf´s Korn nimmt
Dorset
Thomas Hardy – diverse, englische Klassiker
John Fowles – Die Geliebte des französischen Leutnants, zählt mittlerweile zu den Klassikern des 20. JH, spielt in Lyme Regis und wurde mit Jeremy Irons und Meryl Streep auch sehr gut verfilmt
Wiltshire
neu erschienen ist der Bildband „Jane Austen“ der die Schauplätze ihres Lebens zeigt, ergänzt durch Anekdoten und Briefen
Devon
Agatha Christie, wer sonst – ganz besonders der Bildband „Agatha Christies England“ zeigt Devon von seiner interessantesten Seite Arthur Conan Doyle – Der Hund von Baskerville Cornwall Daphne du Maurier – Rebecca, Jamaica Inn oder ihre Biographie. Sie hat die Gegend um Fowey besonders geliebt und beschrieben
Cotswolds
Laurie Lee – Cider mit Rosie, dieses kleine Meisterwerk aus den 40er Jahren erzählt vom einfachen Leben in den Cotswolds und ist nun auch auf Deutsch erschienen
Ann Granger – die Krimiserie über Mitchell & Markby spielt in den scheinbar doch nicht ganz so friedlichen Bilderbuchdörfern der Cotswolds
Nordwales
Bruce Chatwin – Auf dem schwarzen Berg, erzählt vom kargen und oft schwierigen Leben zweier Brüder in den Bergen von Nordwales
Norfolk & Suffolk
Robert Greenfield – Samphire Coast, erzählt von den Erfahrungen & Überraschungen 2er schicker Londoner die an der Küste von Norfolk ein B&B eröffnen
Ronald Blythe – The Time by the Sea, erzählt von seiner Zeit in Aldeburgh in den 1950er Jahren
Peter Sager – East Anglia, ein zärtlicher Blick auf die Eigenheiten & Spleens dieser Grafschaften & ihrer Bewohner
Yorkshire
James Herriot – Der Doktor & das liebe Vieh, da brauche ich wohl nichts ergänzen 😉
Bronté Schwestern – über lodernde Leidenschaften und dunkle Geheimnisse, englische Klassiker!
Und als Rezept gibt´s diesmal eine klassische englische Sommernachspeise – Summer Pudding, 4 P
1/2 kg Beeren (Himbeeren, Erdbeeren, Ribisel etc) frisch oder tiefgefroren, ev Aperol, Striezel oder Milchbrot, Schlagobers & Mandelblättchen
Frische Beeren mit etwas Wasser und ggf Zucker leicht einkochen, wir wollen weiche Früchte & Saft …. oder Tiefkühlbeeren auftauen lassen. Wer möchte kann dann etwas Campari oder Aperol untermischen. Eine Schüssel mit Striezelscheiben auslegen und mit den Beeren auffüllen. Alufolie darüber und mit einem Teller beschweren, dann für einige Stunden ab in den Kühlschrank bis der Teig vom Saft durchtränkt und weich ist. Vor dem Servieren stürzen und mit Schlagobers und in der Pfanne gerösteten Mandelblättchen servieren. Das Rezept klingt etwas eigenartig, ich weiß, schmeckt aber wirklich gut und erfrischend. Hübsch sieht es auch aus, wenn man kleine, individuelle Schüsselchen serviert.
Nun wünsche ich Euch allen genügend laue Sommerabende, um Summer Pudding und den einen oder anderen Gin Tonic zu genießen und ebenso genügend Muße für gemütliche Lesestunden im Liegestuhl!