Wenn Gärtner auch wieder beruflich reisen …. XXXVII
Liebe Gartenfreunde,
nach 2 Jahren Zwangspause war es im April endlich wieder so weit: mit 14 Teilnehmern ging es nach Cornwall. Mildes, sonniges Wetter und herrlich üppige Landschaft & Gärten belohnten uns alle für die lange Wartezeit. Am allerschönsten war für mich allerdings das Wiedersehen bekannter Gesichter und die Begeisterung der Gruppe. Und das Glücksgefühl, als ich morgens am Hafen stand, auf´s tosende Meer schaute und tief durchatmete.
Bevor es los ging war ich schon ein wenig nervös. Hat sich England durch die Pandemie oder mehr noch durch den Brexit verändert? Fallen mir überhaupt noch all die Pflanzennamen und Geschichten zu den Gärten ein? Diese und noch mehr Gedanken haben mich vor der Abreise sehr beschäftigt, teils auch verunsichert. An dieser Stelle ein herzliches Danke an alle, die das nachvollziehen konnten und mir einen reibungslosen Start gewünscht haben!!
Alle Befürchtungen waren grundlos. Nicht nur einreisetechnisch hat sich wenig verändert. Und ja, auch Mark unser Fahrer hat einige Pandemiekilos zugelegt, seine entspannte Art ist aber die gleiche geblieben. Die neuen Pfundmünzen gleichen dem Euro, was jetzt nach vollzogenem Brexit schmunzeln lässt. Die oft umständliche Art der Bedienung in Tea Rooms verläuft immer noch gemächlich und wird von einem herzlichen Lächeln begleitet. Kurz, es gab kein Fremdeln, das Wohlgefühl war sofort wieder da. Es gibt aber auch Anzeichen, dass es vielen finanziell nicht mehr so gut geht wie noch vor 2 Jahren. Selbst eingefleischte cornische Befürworter des Austritts vermissen die EU-Förderungen und geben dies offen zu. Allein im kleinen Mevagissey haben 8 Fischer ihre Boote verkauft, der Fischfang ist nicht mehr rentabel und sie verdienen ihren Lebensunterhalt nun im Tourismus. Im Pub fehlen diese gegerbten Gesichter, für viele ist ein lustiger Abend auswärts zu teuer geworden. Für uns Besucher zeigte sich Cornwall von seiner schönsten Seite, als wäre es ein Dankeschön für unsere 2jährige Geduld: 6 Tage Sonnenschein, die Natur in kräftigen Farben & zig Grünnuancen, herzlicher Empfang und interessante Gespräche in den Privatgärten. Ich spreche wohl für alle, wenn ich sage „schön war´s“!
Knapp 2 Wochen später ging es schon nach Dorset. Ein freudiges Hallo beim Treffen am Flughafen, auch einige der Teilnehmer kannten sich von früheren Reisen. Die Wettervorhersage stimmte leider, unseren 1. Privatgarten mussten wir bei heftigem Regen erkunden. Umso mehr wird uns Gärtner Dave in Erinnerung bleiben: mit dickem Wollpulli und Mütze trotzte er stoisch der natürlichen Bewässerung. Ab dann ging es mit Sonnenstunden und unserer guten Laune stetig bergauf. Die traumhaften Gärten verzauberten, im Meer badende Engländer erheiterten und so manches Kuchenrezept unserer Gastgeber wird wohl ausprobiert. Unvergesslich bleibt uns allen wohl die weit über 80jährige Rachel, die mit strahlenden Augen im faltigen Gesicht immer noch jeden Tag in ihrem Garten werkt.
Trotz der vielen beeindruckenden Gärten und hübschen Ortschaften zählt Kent nicht zu meinen persönlichen Lieblingszielen. Der Gartentourismus wurde dort pre-Covid immer stärker, die Verwaltung einiger bekannter Gärten erscheint oft übertrieben. Umso mehr habe ich mich gefreut, weitere neue, charmant natürliche Gartenschätze zu finden. Meine persönlichen Highlights unserer Woche waren die offenen Gärten von Whitstable, die leuchtenden Farben im Rosengarten von Sissinghurst nach dem heftigen Regenguss, die 200jährige Eiche in Hole Park, die mir vor Augen hielt, wie klein und unwichtig wir doch sind. Unser gemeinsamer Abend im kleinen Kino von Rye glich einer Privatvorstellung und Downton Abbey war ein passender Abschluss dieser unterhaltsamen Woche.
Als ich im Frühling 2021 alle Termine für die diesjährigen Reisen fixierte wusste ich noch nichts von den geplanten Jubiläumsfeierlichkeiten der Queen. Sonst hätte ich eine andere Woche für die Cotswoldsreise gewählt. Aber nun waren wir 3 Tage mittendrin im Geschehen. Die geschmückten Dörfer & Städtchen sowie die ideenreichen „königlichen“ Geschäftsauslagen wären durchaus allein eine Reise wert gewesen. Für uns spielten natürlich dennoch Gärten die Hauptrolle. Einige waren neu im Programm und ein voller Erfolg. Dianas Garten war ein Gesamtkunstwert, die Herzlichkeit der ganzen Familie unglaublich. Auch die fast mystische Atmosphäre von Rodmarton Manor hat mich tief berührt. Nun wird mir die Auswahl für´ s nächste Jahr noch schwerer fallen.
Es waren auch für mich sehr schöne, anregende Wochen. Den Austausch mit den Teilnehmern, das gemeinsame Erleben & Lachen sowie neue Gestaltungsideen hatte ich wirklich vermisst – it´ s good to be back!
Zum Abschluss noch ein einfaches Rezept, das bisher allen geschmeckt hat und ideal für kommende Gartenfeste ist:
Baiserrollade mit Himbeeren nach Ottolenghi, für ca 6 P
4 Eiwei´ß, Bioeier Größe L
200 g Staubzucker
1 Pk Vanillezucker
1 TL Weißweinessig
1 TL Speisestärke
100 g Marcarpone
250 ml Schlagobers
1 EL Rosenwasser
1 EL Staubzucker
250 g Himbeeren
Backofen auf 160 Grad vorheizen. Ein Backblech mit Backpapier belegen. Eiweiß steif schlagen, langsam den gesiebten Staubzucker einrieseln lassen bis die Masse fest u glänzend ist. Vanillezucker, Essig u Stärke einzeln mit einem Löffel unterheben. Die Masse rechteckig auf dem Blech verteilen und ca 20 Min backen. Sie sollte auf Druck noch etwas nachgeben u eine Kruste gebildet haben. Herausnehmen und auf dem Blech abkühlen lassen. Den abgekühlten Baiserboden auf einen Bogen Backpapier stürzen, den anderen Bogen abziehen.
Mascarpone mit Rosenwasser & Staubzucker abrühren, Schlagobers zufügen und kurz aufschlagen, bis die Masse gerade mal fest ist. Den Großteil der Creme auf dem Baiserboden verteilen, Himbeeren verteilen und langsam aufrollen. Mit der restlichen Creme & Himbeeren verzieren. ENJOY!
Nach diesen doch sehr intensiven Wochen freue ich mich nun auf Familie, Freunde und ruhige Tage in Wien bevor es in den Norden Deutschlands geht.
Liebe Grüße, Petra